Berwald, Farrenc
Louise Farrenc |
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Rezensionen
Bayerischer Rundfunk: Neue CDs Januar 1992
Zu
Entdeckungen verhilft auch die nächste Schallplatten-Veröffentlichung.
Sie kommt von Intercord in Stuttgart und bringt romantische
Klaviertrios von Franz Berwald und Louise Farrenc in der Wiedergabe des
Abegg Trios. Der schwedische Romantiker Berwald, der 1868 in Stockholm
starb, feierte seine größten Erfolge außerhalb seines Vaterlandes, dem
er sich dennoch zutiefst verbunden fühlte. Sein drittes Klaviertrio aus
dem Jahre 1851 ist eine meisterhaft gearbeitete, zudem durchaus
originelle Kammermusik, deren eigener Ton niemand überraschen
sollte.Wer aber war oder ist Louise Farrenc? Die französische
Komponistin, 1804 geboren, 1875 gestorben, war eine exzellente
Pianistin und beeindruckte ihre Landsleute samt weltberühmten Künstlern
wie Robert Schumann oder den Geiger Joseph Joachim durch ihre
Kompositionen, die gleichwohl keine Resonanz fanden. Lag es daran, daß
sie eine Frau war? Es ist zu befürchten. Wer allerdings ihr Nonett,
ihre Quintette, ihr Klarinettentrio oder eben das vorliegende
Klaviertrio hört, wird kaum begreifen können, wie man ihnen Mangel an
Farbe und Wärme nachsagen konnte. Denn Louise Farrenc schrieb eine
hochromantische Musik, deren klassische Formdisziplin mit virtuoser
Technik und einer individuellen Inspiration korrespondierte, die sie
zur bedeutendsten Komponistin um die Mitte des 19. Jahrhunderts
machte.Hier also ist eine weitere Entdeckung zu machen, richtiger eine
Wiederentdeckung, wozu das Klaviertrio d-moll op.34 den rechten
Einstieg ermöglicht, zumal in der zupackenden, ebenso virtuosen wie
ausdrucksvollen Wiedergabe durch das Abegg Trio. Es musiziert auf sehr
hohem Niveau (das die Aufnahmetechnik zumindest im Berwald-Trio nicht
ganz mithalten kann) und beeindruckt durch die Intensität seines
Engagements, die beiden Kompositionen, beiden Kammermusikraritäten
bestens bekam.
Ekkehard Kroher
Audio März 1992
Selbst
intimen Kennern der musikalischen Frauenbewegung war es bislang fast
unmöglich, Werke von Louise Farrenc anders als auf dem Papier zu
goutieren. Wie so oft profiliert sich ein kleines Label, das sich gegen
das allzu eingeschliffene Repertoire auflehnt und ihr d-Moll-Trio dem
des bekannteren Schweden Franz Berwald folgen läßt. Die Abeggs
musizieren die wichtigen Klaviertrios fesselnd. Ihre durchdachte,
gleichwohl mit hörbarer Lust am Neuen erarbeitete Interpretation dürfte
zum Prüfstein für Nachahmer avancieren.
Frankfurter Allgemeine Zeitung Dienstag, 24. März 1992
Alte Jugend, jugendliches AlterKlaviertrios von Berwald und Louise Farrenc mit dem Abegg Trio
Ebenso
tatkräftig wie für das Standardrepertoire hat sich das Abegg Trio für
rare Literatur eingesetzt und dabei viel Wertvolles zutage gefördert -
jüngst Klaviertrios des Schweden Franz Berwald (1796 bis 1868), für
dessen Sinfonien sich der Dirigent Fritz Busch einsetzte; und darüber
hinaus Werke der bedeutenden Pariser Klaviervirtuosin und
Conservatoire-Professorin Louise Farrenc (1804 bis 1875). Berwalds
streckenweise schwerblütig sinnierendes, aber auch fulminant
zupackendes d-Moll-Trio, das 1854, im Jahr der Erstfassung von Brahms’
H-Dur-Trio, veröffentlicht wurde, wie das Trio d-Moll op.34 (1844) von
Louise Farrenc, das Brillanz, graziöse Eleganz und leidenschaftliche
Dramatik originell ineinander verschränkt, mögen als Beispiele für
national gefärbte Sonderformen der musikalischen Romantik gelten.
Zweifellos bereichern beide Werke, von den Abeggs mit gewohnter
Begeisterungsfähigkeit und Eindringlichkeit dargeboten, den im
Musikbetrieb allzu sehr genormten, immer mehr schrumpfenden Werkvorrat
und machen auf weitere Entdeckungen im Oeuvre beider Komponisten
neugierig.
Ellen Kohlhaas
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