Felix & Fanny Mendelssohn: Sämtliche Klaviertrios
Felix u. Fanny Mendelssohn Sämtliche Klaviertrios - Klaviertrio d-Moll op.49 (Felix) - Klaviertrio c-Moll op.66 (Felix) - Klaviertrio d-Moll op.11 (Fanny) Preis der deutschen Schallplattenkritik |
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Rezensionen
Fanfare (USA) 2000
In
previous issues I’ve praised the Abegg Trio’s radiant performances of
Beethoven’s piano trios. This convenient set of the Mendelssohn’s works
in this form - two by Felix and one by Fanny, composed the year after
her brother’s second trio - elicits comparable enthusiasm, thanks to
the brilliance of the renditions, individually and collectively... The
recorded sound is first-rate therein and throughout the two more
familiar scores as well. As previously noted, too, a Bösendorfer
Imperial piano, played with some restraint by Gerrit Zitterbart and
admireably balanced in this CD, adds a measure of richness not often
encountered among other practitioners of the art of piano-trio playing.
That said, this Tacet CD sports an attractive lineup as well, and
although there are many fine recorded performances of both of Felix’s
piano trios, these merit inclusion among the very best, due to the
Abegg’s superior playing, seasoned interpretations, and the splendid
recorded sound … Highly recommended.
John W. Lambert
Frankfurter Allgemeine Zeitung 10. März 1995
Enthusiastisch
hat Robert Schumann Mendelssohns Klaviertrio d-Moll op.49 als
»Meistertrio der Gegenwart« gepriesen. Bis heute ist es ein berauschend
schönes Stück geblieben. Doch auch das zweite (c-Moll op.66) gehört zu
Recht zu den Hauptwerken des romantischen Klaviertrios. Entsprechend
häufig sind die Werke eingespielt worden: Die Koppelung bietet sich an.
Die jüngste Platte des vorzüglichen Abegg Trios macht da keine
Ausnahme. Wohl aber bringt es eine überaus attraktive Ergänzung: das
d-Moll-Trio op.11 von Mendelssohns Schwester Fanny Hensel, ihrem über
alles geliebten und bewunderten Bruder schier symbiotisch verbunden.
Auch Fanny hat komponiert - wie Clara Schumann und Alma Mahler. Und wie
bei diesen stand ihr Schaffen stets im Schatten des Mannes. Wobei Alma
Mahler sich immerhin von Gustav in ihren Liedern so fern wie irgend
möglich hielt. Fanny Hensel indes hat eher die Nähe gesucht. Ihr
d-Moll-Trio (1846) läßt in Details des Aufbaus wie der Thematik an das
Pendant des Bruders, auch insgesamt an dessen schwärmerisches Melos
denken. Aber in seinem stets inspiriert klingenden Schwung wahrt sie
doch ihren eigenen Ton: Die Klaviertrio-Literatur des neunzehnten
Jahrhunderts ist wiederum nicht so überreich an glanzvoll drängender
Musik, daß es sich die Klaviertrios leisten könnten, an diesem Werk
vorbeizugehen. Zumal das Abegg Trio mit Verve allen drei Kompositionen
gleichermaßen engagiert begegnet.
G.R.K.
FonoForum Dezember 1994
Schumann
hielt es für das »Meistertrio der Gegenwart« und jubelte Mendelssohn
als neuem Mozart zu. Es ist nicht überliefert, daß er sein Lob für opus
49 noch überboten hätte, als er opus 66 kennenlernte; Tatsache ist, daß
das spätere Werk immer im Schatten blieb. Auf dem Tonträgermarkt hat
sich das zwar quantitativ geändert - es ist geradezu üblich geworden,
beide Werke zu kombinieren -, aber auch so engagierte Interpreten wie
die drei vom Abegg Trio können nicht überspielen, daß Mendelssohn sein
c-Moll-Werk etwas überladen hat auf Kosten jener geheimnisvollen
Klarheit, die man am d-Moll-Trio schätzt. Auch das Gespenstische im
Scherzo, der Choral im Finale wirken leicht bemüht, und vielleicht läßt
sich die Qualität dieser Musik nur freilegen, indem man sie wirklich
ins Extrem treibt, sie auseinandernimmt.
Aber dazu sind die Abeggs
wiederum zu human, was bei besseren Kompositionen gerade ihre Stärke
ist. Kaum ein Klaviertrio hat diesen ganz persönlichen, warmen Tonfall,
der daraus resultiert, daß hier sehr verschiedene Naturelle
zusammengefunden haben. Pianist Gerrit Zitterbart hat sich im Vergleich
zu früheren Einspielungen als Motor etwas zurückgenommen. Besonders im
Finale von opus 49 könnte man sich den Bösendorfer - und die Tontechnik
- noch griffiger denken. Dafür zeigt Zitterbart (nicht nur) im Andante,
wie man aus einer Introduktion eine poetische Insel macht. Cellistin
Birgit Erichson überspielt gelegentlich mit etwas zu viel Emphase die
sehr sensiblen Aktionen von Geiger Ulrich Beetz. Am profiliertesten und
lebendigsten sind das Scherzo - sehr geschwind und akzentreich - und
der erste Satz geraten.
An die Tonart dieses Werkes knüpfte
Mendelssohns Schwester Fanny, als sie ihr d-Moll-Trio schrieb. In
dieser Musik findet man streckenweise mehr Luft und Freiheit als bei
Felix; dafür spielt motivische Arbeit nur eine Nebenrolle. Im ersten
Satz wirkt der auffallende Einsatz von Sequenzen nicht beliebig,
sondern sehr bewußt dosiert, im Andante hört man noch deutlicher Fannys
Eigenarten: eine kleine, feine Neigung zum Polytonalen und vor allem
die sehr persönliche Behandlung der Instrumente. Sie sprechen
miteinander, und in eine weitgeschwungene Fantasie des Klaviers im
Finale schleichen sich Geige und Cello hinein wie Kinder durch ein Loch
im Zaun. So etwas macht den Abeggs keiner nach.
Volker Hagedorn
»Das Schallplattenkonzert« im Hessischen Rundfunk 6. November 1994
Bei
Franz Schubert steht die Vokalmusik in engster Beziehung zur
instrumentalen. Ein Gleiches gilt für die ältere Schwester Felix
Mendelssohn-Bartholdys, für Fanny Hensel. Allerdings wollte es ihr
weniger gelingen, liedhafte Gedanken konsequent weiterzuspinnen. So
gibt es etwa in ihrem wohl besten Kammermusikwerk, dem Klaviertrio
d-moll op.11 immer wieder merkwürdige Brüche und unvermittelte
Gedankensprünge, obschon sie doch gerade hier bemüht ist, einen
Kerngedanken immer wieder aufzugreifen.
Das Abegg Trio rückt mit
enthusiastischem Schwung, großer Brillanz und gewissermaßen symphonisch
zusammengefaßtem Klang Eigenschaften, die seine
Mendelssohn-Interpretationen unerhört packend wirken lassen nicht ohne
Erfolg den Schwächen der Komposition zuleibe. Es beseelt die brillante
Figuration und formt ausdrucksvoll die Kantilenen.
Klaus Kirchberg
»Forum der Musik« im Westdeutschen Rundfunk 3. Dezember 1994
Seit
achtzehn Jahren bilden Ulrich Beetz, Violine, Birgit Erichson,
Violoncello, und Gerrit Zitterbart, Klavier, miteinander das Abegg
Trio, das längst jedem Kammermusikfreund zum Begriff geworden ist -
national wie auch international. Jede Neuveröffentlichung des Ensembles
ist willkommen und bestätigt Rang und Anspruch der Interpreten. Ihre
jüngste Compact Disc, wie immer von Intercord publiziert, koppelt nun
beide Klaviertrio-Kompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy mit dem
Klaviertrio d-moll op.11 seiner hochbegabten Schwester Fanny Hensel
geb. Mendelssohn. Unter uns gesagt, man muß sich wundern, dieser so
sinnvollen Werkkombination nicht schon längst begegnet zu sein. Das ist
das erste Plus der Abeggs. Das zweite Plus ist ihre Wiedergabe, die
unter die Haut geht, weil sie die Musik ohne Konzessionen wörtlich
nimmt. Das betrifft keineswegs nur die Noten, Tempi und
Vortragsangaben. Das heißt mit anderen Worten, über aller Sorgfalt und
Werktreue wird das Musizieren nicht vergessen. Dank der
Ensemble-Harmonie können sich die Gedanken unbeengt entfalten, die
Kantilenen aufblühen und ihren Charme wie ihre Eigenart entwickeln. Ein
Appassionato ist hier kein kaltes Feuer, ein »Quasi presto« bewegt sich
am Rande der Spielbarkeit, ein Espressivo bewirkt keinen Überdruck.
Kommt hinzu, wie organisch die Interpreten atmen, die Spannung
durchhalten und die Klangfarben abschattieren. Das Ergebnis ist
uneingeschränkt hörenswert und wird nicht nur Temperament oder Tiefe
beider Mendelssohn-Klaviertrios, sondern auch der Poesie der
Triokomposition Fanny Hensels gerecht, die in diesem Fall spielend aus
dem übermächtigen Schatten ihres Bruders tritt. Von erfülltem
Musizieren kann selten genug die Rede sein, hier aber ist es zu
erleben.
Ekkehard Kroher
Musik & Theater April 1995
Erstmals
geschwisterlich auf einer CD vereinigt, offenbaren die Klaviertrios von
Fanny und Felix Mendelssohn einen Reichtum an Ausdrucksschattierungen,
der viel gestalterisches Fingerspitzengefühl verlangt. Das Abegg Trio
erfüllt diese Forderung restlos, um ausserdem mit Leidenschaft zu
packen.