Schostakowitsch

Dmitri Schostakowitsch
Sämtliche Klaviertrio c-Moll op.8 & e-Moll op.67
Michael Obst
Klaviertrio Nr. 2







Rezensionen

Fono Forum Dezember 2009
Das Abegg Trio legt hier eine Interpretation von Schostakowitschs jugendlichem Klaviertrio Nr. 1 vor, die durchweg zu begeistern vermag: temperamentvoll, energisch, mit untrüglichem Gespür einerseits für den spätromantischen schwelgerischen Charakter der Musik, andererseits für die vielen kleinen Provokationen, die bereits den Komponisten der ersten Sinfonie und der „Nase“ ahnen lassen.

Klassik heute September 2009, Peter Cossé
Dem Abegg Trio ist es ein weiteres Mal zu danken, (halbwegs) bekannte Literatur mit einer Komposition neuesten Datums (2006!) zu verbinden, genauer noch: inhaltlich, gehaltlich zu verbünden. Den beiden Schostakowitsch-Klaviertrios op. 8 – ein packend-kurzatmiges Beispiel euphorischer, post-romantisierender Kammermusik aus dem Jahr 1923! – und dem tief schürfendem Trio op. 67 fügen Ulrich Beetz, Birgit Erichson und Gerrit Zitterbart ein Werk ihres Weimarer Universitätskollegen Michael Obst (*1955) hinzu. Dessen vielteiliges Trio ist im Zeichen Schostakowitschs erdacht, bezieht sich – wie auch Schostakowitsch oft in seinen eigenen Schöpfungen – auf die Initialen D. Sch. und die damit verquickten Töne d-es-c-h. Obst hat sich im Begleitheft ausführlich über sein Trio geäußert – in diesem Fall eine echte Verständnishilfe, wodurch die von ihm gewählten „Mottos“ von immerhin 16, im Extremfall 4 Minuten dauernden Einzelsätze den Hörer in Nähe des vom Autoren Erwünschten platzieren. Titel wie Mephisto-Walzer und Die wilde Jagd reflektieren – ohne die verbürgte Wildheit der „Vorlagen“ aufzugreifen – die entsprechenden Liszt-Passagen aus der Faust-Literatur aus der Etüden-Verrücktheit (Nr. 8!). Diese musikalischen Anzüglichkeiten und die eingefügten Ruhezonen (fünf „Intermèdes“) ergeben ein zurückhaltend schillerndes Bild von kompositorischer Rückbesinnung und vorsichtiger, keinesfalls schockierender Gegenwartssprache ohne jede Angst, sich im Zusammenwirken dreier Instrumente auch gefühlsmäßig zu zeigen.
Insofern ist dieses Obst durchaus eine Frucht des weit verzweigten Baumes Schostakowitsch – so wie Komponisten vom Range eines Schnittkes auf eigenen Wegen das schmerzliche Wirken, das ästhetische Verharren und Protestieren ihres Landesmannes in ihren Werken immer wieder aufleuchten ließen. In diesem Sinn prägen, schraffieren und ziselieren die drei Abeggs die beiden Schostakowitsch-Trios in einer überzeugenden Mischung aus Genauigkeit und Passion, verfallen keine Sekunde in Trance, aber zeigen uns auch, wie nahe diese Stücke gelegentlich am Rande der musikantischen Selbstvergessenheit angesiedelt sind.

Ensemble Oktober 2009, Anja Renczikowski
Das Abegg Trio hat sich Spielfreude und Entdeckerlust erhalten. Anlässlich seines 30-jährige Bühnenjubiläums widmete der Komponist Michael Obst dem Abegg Trio sein Trio Nr. 2. Die Initialen von Dmitri Schostakowitsch, der diese selbst bedeutungsvoll u. a. im Streichquartett Nr. 8 eingesetzt hat, dienen hier als Grundmotiv. Obst entwickelt daraus „8 musikalische Reflektionen über Dmitri Schostakowitsch“. Dass das Abegg Trio ein äußerst austariertes Trio ist, beweist es in den Trios von Schostakowitsch. Virtuos kosten die drei die jeweiligen spieltechnischen Herausforderungen aus, verlieren aber niemals den Blick auf das Gesamte und vermögen es, dem Schönklang und der bissigen Tonsprache mit Temperament das richtige Gewicht zu verleihen.

Pizzicato Oktober 2009, Steff
Auf dieser TACET-CD konfrontiert uns das Abegg Trio mit einer sehr überzeugenden Interpretation der beiden Shostakovich-Trios op. 8 und o. 67, denen es das nicht minder interessante Trio Nr. 2 von Michael Obst aus dem Jahre 2006 gegenüber stellt. Das Abegg Trio spielt die beiden Werke von Shostakovich mit präzisem Gespür für das Tragische und Makabre, für die Ironie und den Schmerz. Dabei finden die drei Musiker die ideale Balance aus musikalischer Hingabe und objektiver Betrachtung. Es ist vor allem diese objektive Betrachtungsart, die jede Positionierung verhindert, sondern einzig und allein dem Aufspüren der musikalischen Wahrheit dient. Mit technischer Brillanz und größter Dialogbereitschaft lässt uns das Abegg Trio hier an einer wirklichen Referenzeinspielung von Werken teilnehmen, die besonders durch russsische Interpretationen immer eine gewisse einseitige Deutung erfahren.
Michael Obst (Jahrgang 1955) sieht sein Trio als Hommage an Shostakovich. Die Musik, die immer wieder auf die Musik des russischen Komponisten verweist, bedient sich aber auch anderer Elemente aus der Musikgeschichte, wie z.B. dem Jazz und der minimalistischen Musik. Auch hier lässt das Abegg-Trio äußerste Sorgfalt walten und weiß sich der Verantwortung als Widmungsträger mit größtem Engagement zu stellen.

Audiophile Edition Oktober 2009, Steven Ritter
Though the young nineteen year-old Shostakovich underwent some tough times in his youth, the dedication of his first Piano Trio to Tatiana I. Gliwenko betrays his lovelorn affection for a girl that was to keep him in her heart for all her days. He always considered himself the ugly ducking with her, especially with his scholarly yarn and overly-wrought spectacles. But she saw him as full of innate charm and innocence and stated that it was “impossible not to like him.” The trio, though full of his doting and ambiguous Neapolitan sixths, ends up resolving into a glorious A-major, and the trio as a whole finds a place in the hearts of anyone who loves happy endings.
The second Trio is a little different; like so many others, this one also had its origins in the midst of profound tragedy. Shostakovich’s best friend and companion, Ivan Sollertinski, died prematurely at the age of 41, sending the composer into a fit of inconsolable grief. Six months after the death of his friend, he was finally able to complete the trio that had been begun on the very day of demise. The calm, banal, and deceptively controlled work in actually masks a very serious and even disturbing view of life. It pretends as a portrayal of the deceased, yet in reality expresses far more than that; the delirious dance and the end mocks death and then transforms into an almost psalm-like quietude.
Michael Obst (b. 1955) uses Shostakovich’s initials as the basis for this extended trio (d-es-c-h). It is preceded by a prologue and runs through eight sections interrupted by short interludes. The music is Shostakovich-like while also offering a unique voice, as a man attempting to be another composer but unable to shed his own identity. It is a fine tribute and a piece that deserves wider attention.
The Abegg Trio compared to a recently reviewed disc on Coviello Classics is much more astringent and ascetic in their approach. The sound cannot match that of the Trio-Miniaturen on Coviello because of the format, but this Tacet recording - and they are usually superb - comes across as an exceptionally clean and inspired reading. Easily recommended to those who need the coupling.