Robert und Clara Schumann

Robert Schumann
- Sämtliche Klaviertrios
- Klaviertrio d-Moll op.63
- Fantasiestücke op.88

 

Robert Schumann
Sämtliche Klaviertrios
- Klaviertrio F-Dur op.80
- Klaviertrio g-Moll op.110

 
T087.jpg Robert u. Clara Schumann
Sämtliche Klaviertrios
- Impromptus op.5 (Robert)
- Klaviertrio a-Moll op.105 (Robert)
- Klaviertrio g-Moll op.17 (Clara)
- Gesang der Frühe (Robert)
 

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Rezensionen

 

stereoplay“ Juli 1985
Das Abegg Trio, bisher mit Plattenaufnahmen mit Beethoven- und Brahms-Trios ausgewiesen, kommt - was seinen Namen angeht - mit dieser Einspielung ,zu sich selbst’ und dies Urteil ist nicht nur eine Namensspielerei, sondern bezieht sich in erster Linie auf die Einspielung selbst: waren die Beethoven- und Brahms-Aufnahmen schon höchst beachtlich, so besticht die Schumann-Interpretation der drei Musiker durch natürlichen Fluß, musikantischen Elan, wo er vom Komponisten intendiert ist, und analytisch-delikate Detailarbeit, wo sie die Struktur erfordert. Gibt es beim d-Moll-Trio interpretatorisch hochrangige Konkurrenz (man denke an die ,Prominententrios’ mit Cortot, mit Stern, mit Kyung-Wha Chung), denen sich das Abegg Trio durchaus gewachsen zeigt, so ist die gleichermaßen atmosphärisch dichte wie ,charakteristische’ Aufnahme der Phantasiestücke ohne Konkurrenz. Die Aufnahme ist von schöner Transparenz und Klangtreue. Eine überaus hörenswerte Einspielung.
Wulf Konold


FonoForum“ März 1990
Die Chance, für das Stuttgarter Label Intercord alle bedeutenden Werke für Klaviertrio aufzunehmen, hat das nunmehr seit 1976 bestehende Abegg Trio mit Beharrlichkeit und konstanten künstlerischen Leistungen in einen beständigen Erfolg verwandelt. Nach den vielbeachteten Gesamteinspielungen der Klaviertrios von Wolfgang Amadeus Mozart und zuletzt Ludwig van Beethoven, bringt das Ensemble mit der vorliegenden Produktion auch die Aufnahme sämtlicher Schumann-Trios zum Abschluß. Die grundlegenden Merkmale früherer Aufnahmen zeichnen auch diese Schumann-Einspielung aus. Wiederum können die drei Musiker mit einer durchdachten und schlüssigen Konzeption aufwarten. Ihr homogenes, fein aufeinander abgestimmtes Zusammenwirken zielt auf nicht mehr und nicht weniger als die uneitle, werkdienliche Auseinandersetzung mit dem Text. Hier leistet jeder mit diszipliniertem Ausdruck, ohne dem Drang zur Eigenprofilierung nachzugeben, seinen Beitrag zum Ganzen. Das macht letztlich die Individualität dieses Ensembles aus, dem jede vordergründige Gestik fremd ist.
Entsprechend der Aufnahmetechnik, welche die Instrumente transparent und räumlich definiert abgebildet hat, wirkt das Vorgehen der Interpreten auch bei Schumann klug disponiert und strukturerhellend. So bleibt am Schluß der Eindruck eines geschlossenen Gesamtbildes haften, das durch sinnlichere Streicherfarben und passagenweise auch durch beherzteren Zugriff noch an Kontur gewonnen hätte. Die aufwendige Gestaltung des Textheftes, wiederum mit einer Coverzeichnung von Horst Janssen, einem aufschlußreichen Begleittext von Jan Reichow sowie Partiturauszügen, gelang ebenso vorbildlich wie zuletzt die Aufmachung der Beethoven-Edition.
Norbert Hornig


Norddeutscher Rundfunk“ Phonomarkt Juli 1990
... das ist hingegen einem anderen Ensemble so gut gelungen, daß ich am liebsten gleich mehrere Sätze aus dessen CD vorstellen wurde. Das Abegg Trio hat nun schon eine zweite Einspielung dem Komponisten gewidmet, von dem das ehrwürdige »Lexikon für Musik in Geschichte und Gegenwart« behauptet »Die Einschmelzung zum Gesamtklang stößt auf die Grenze der klavieristischen Erfindung«. Armer Robert Schumann - was immer uns diese Worte sagen wollen, nur gut, daß es das Abegg Trio gibt, um sie zu widerlegen. Zum Beispiel im zweiten Satz des F-Dur-Trios von 1847. Da ist erstens die »klavieristische Erfindung« der »Einschmelzung« sowieso nicht im Weg, weil Schumann das Klavier hier ganz sparsam einsetzt, und zweitens macht Gerrit Zitterbart den Klavierpart doch wieder interessant, weil er hörbar mitdenkt.
Mit dieser Einspielung haben die Abeggs ihre Sammlung von Schumann-Trios komplettiert, und an diesem Produkt stimmt einfach alles - nein, nicht ganz: auch hier ist es, wie bei allen Einzel-CDs, ziemlich umständlich, das Begleitheft unter den Plastiknoppen hervorzupfriemeln. Da steckt die Phono-Industrie weltweit doch noch in den Kinderschuhen. Ansonsten: auf dem Cover erblickt man anstelle der üblichen mehr oder weniger verkrampft gestellten Interpretenfotos eine schöne Schumann-Skizze von Horst Janssen. Das Begleitheft bietet anstelle blumig vager Musikmärchen einen so engagierten wie analytisch präzisen Beitrag, in dem Jan Reichow sich erfolgreich um ein neues Schumann-Bild bemüht. Er folgt Arnfried Edler in der Auffassung, daß gerade in Schumanns g-Moll-Trio das Bestreben deutlich wird, »keine Note mehr zu schreiben, die nicht irgendwie thematisch zu begründen wäre« - der Beginn eines kompositorischen Denkens, das in letzter Konsequenz zur Reihentechnik führt. Monothematik ohne Monotonie. Die Aufnahmetechnik dieser Intercord-CD ist noch nicht dem verbreiteten Protz-Sound verfallen, sondern liefert ein lockeres, natürliches Klangbild. In dem ist selbst das Klavier kein Sorgenkind, sondern hat einen guten Platz. Das alles hülfe freilich wenig, wenn die Abeggs nicht auch vorzüglich musizierten. Sie schrecken vorm Kratzen und vor extremer Dynamik nicht zurück, wenn es um deutliche Strukturen geht, ihnen gelingen Klangfarben, die süchtig machen und zugleich hellwach. Den »edlen Zärtling«, für den Nietzsche Schumann hielt, sucht man vergebens. Man findet dafür einen brennenden und klaren Geist. So kann Kammermusik eben klingen, wenn Musiker gemeinsam denken.
Volker Hagedorn

Stereoplay 1/98
Die Herrschaft des Klaviers über die Hausmusik des bürgerlichen 19. Jahrhunderts begünstigte die Entwicklung der von Haydn begründeten Gattung des Trios für Klavier, Violine und Violoncello. Sieht man von dem frühen Klaviertrio Clara Schumanns ab, ihrem wohl bedeutendsten Werk, so handelt es sich bei dieser kulturhistorisch interessanten Produktion um Bearbeitungen, zu denen sich selbst Armin Knab 1915 im Falle eines der »Gesänge der Frühe« noch hergab. Am Gewichtigsten dürfte die Trio-Version der Klavier-Impromptus op.5 von Schumann durch Friedrich Hermann (1828-1907) sein, weil hier die stark kontrapunktische Faktur des genialen Originals verdeutlicht wird. Wenig profitiert die späte Violinsonate von Friedrich Gustav Jansens (1831-1910) hinzugefügter Cellostimme. Das Abegg Trio (Ulrich Beetz, Birgit Erichson, Gerrit Zitterbart) nimmt sich dieser Musik mit viel Engagement, gut ausbalancierter Klanglichkeit und zupackender Frische an, wobei die Wiedergabe der Impromptus-Bearbeitung als besondere Leistung hervorgehoben werden muß.
Alfred Beaujean

Stereo 2/98
Als im 19. Jahrhundert die Instrumentalgattung des Klaviertrios so richtig boomte, wurden aus Mangel an Originalen so manche Orchesterwerke, aber auch Solostücke für den hausmusikalischen Gebrauch und für den Salon in Triofassung eingerichtet. Ohne Verfälschungen arrangierte der Robert-Schumann-Forscher Friedrich Gustav Jansen die a-Moll Violinsonate, nicht minder einfühlsam nahm sich der Gewandhausgeiger Friedrich Hermann der in der Originalgestalt für Klavier wenig erfolgreichen »Impromptus über ein Thema von Clara Wieck« an und schuf eine werkgerechte Version für Klaviertrio. Was die Abeggs auf ihrer neuesten CD präsentieren, enthüllt den typisch romantischen Tonfall. Hier wird das Flair des Aufbruchs und ein in reiche Farben gekleideter Duktus vorgeführt. Minutiös werden die melodischen Errungenschaften in Clara Schumanns g-Moll-Trio ausgekostet.
Paul Rein

WDR: Neue Schallplatten 23.9.97
Musikbeispiel: Gesang der Frühe op.133,1. In fast schon religiöse Gefilde taucht dieser Satz ab: Langsam und feierlich ist er überschrieben. Es ist der erste Satz aus den »Gesängen der Frühe« op.133 von Robert Schumann. Im Original ist er für Klavier solo - hier hörten wir ihn in einer Triobearbeitung. Die Gesänge der Frühe entstanden Mitte Oktober 1853 und gehören mit zu den letzten Kompositionen Schumanns. In ihnen spiegelt sich der tiefe Eindruck, den die ersten Klavierwerke des jungen Brahms bei Schumann hinterlassen haben - die nachträgliche Einbeziehung von Violine und Violoncello trägt dazu bei, daß sich Ruhe und Erhabenheit dieser wenigen Takte noch mehr Raum verschaffen.
Mit diesem Satz klingt die neue CD die Abegg Trios aus, auf der wir Kammermusik von Clara und Robert Schumann finden. Von Robert sind es ausschließlich Bearbeitungen für Klaviertrio: neben dem gerade gehörten Gesang der Frühe sind es die Violinsonate a-moll und die Impromptus über ein Thema von Clara Wieck. Von Clara hat das Abegg Trio das große g-moll-Trio op.17 produziert. Erschienen ist die CD bei der Firma Tacet.
Clara Schumann schwankte angesichts dieses Trios zwischen Euphorie und tiefer Resignation. Daß sie als überragende Pianistin anerkannt war, stand für sie außer Frage, ihr kompositorisches Talent jedoch zweifelte sie immer wieder an. »… Ich spielte heut abend,« notierte sie am 19. November 1846 in ihr Tagebuch, »ich spielte heut abend Roberts Klavierquartett und mein Trio, das mir, je öfter ich es spiele, je unschuldiger vorkommt.«
Das Abegg Trio mit Ulrich Beetz, Violine, Birgit Erichson, Violoncello und Gerrit Zitterbart, Klavier sieht diese vermeindliche Unschuld und Naivität nicht: Das Abegg Trio spürt den nachdenklich-poetischen Klängen in diesem Trio nach, die nicht zuletzt das Finale durchziehen:
Das Trio hat nicht umsonst dieses Werk ins Zentrum seiner neuen Produktion gestellt. In der Dramaturgie dieser CD spiegelt sich die - unterschwellig - bis zum Zerreißen gespannte Beziehung zwischen Clara und Robert Schumann: da ist die bis zur Selbstaufgabe gehende glühende Liebe des jungen Robert Schumann, der sich in langen Kämpfen gegen Claras Vater aufreibt. Die CD beginnt mit einer zarten Liebeserklärung Roberts: den Impromptus über ein Thema von Clara. Der Bogen spannt sich weiter über eine bearbeitete Violinsonate und das Trio von Clara hin zu einem der Gesänge der Frühe, die an Johannes Brahms gemahnen, der zu Clara, Zeit seines Lebens, ein inniges Verhältnis hatte.
Die Musiker des Abegg Trios finden in der Kammermusik von Clara und Robert Schumann zu Klängen, die immer wieder nach innen gehen. Die Ebene des Extrovertierten, des Marktschreierischen meiden sie. Fein und weich zeichnen sie die Linienführungen nach. Nichts wird hier überzogen, nichts ins Reißerische gewendet. Dies ist nicht zuletzt das Ergebnis eines ausgeklügelten Aufnahmekonzepts, laut Booklet hat der Produzent und Tonmeister Andreas Spreer lediglich zwei Mikrophone für die Aufnahme eingesetzt. Es gibt viele Produzenten, die hier bis zu sechs Mikrophonen aufbauen. Spreer setzt jedoch auf Natürlichkeit und ein offenes Klangbild. Dazu bedarf es eines speziellen Saales, produziert wurde in der Festeburgkirche in Frankfurt am Main. Die leicht hallige Akustik dieses Raumes unterstützt den auf Poesie setzenden Interpretationsansatz des Abegg Trios: Musikbeispiel: Robert Schumann, Impromptus op.5.
Soweit die Impromptus von Robert Schumann über ein Thema seiner Frau. Die beiden Klavierwerke sowie die Violinsonate von Robert Schumann, die auf dieser CD eingespielt wurden, sind mit sehr viel Respekt vor dem Original und auf der anderen Seite mit großem Einfühlungsvermögen in die Grenzen und Möglichkeiten einer Klaviertriobesetzung, ja soll ich sagen »übertragen« worden. Natürlich verschieben sich die Gewichtungen, wenn etwa in der a-moll-Violinsonate neben der Violine eine zweite Streicherstimme, ein Cello, dazu »erfunden« wird. Friedrich Gustav Jansen, der die Violinsonate bearbeitet hat, läßt das Cello aus dem Klavierpart nahezu unmerklich heraustreten. Entweder koloriert es den begleitenden Klavierpart, oder aber es hebt jene Stellen hervor, die mit der Violine kommunizieren. Das Abegg Trio spielt meisterlich mit den so entstehenden Konstellationen. Hier kann und darf man sich als Musiker nicht festlegen, es ist eine Gratwanderung: nicht mehr Sonate, aber noch kein Trio. Musikbeispiel: Robert Schumann, Trio nach der Sonate a-moll op.105, 2. Satz
Michael Krügerke

Frankfurter Allgemeine Zeitung 4.4.1998
Das Weibliche der Melodien
Klang-Ehe: Werke von Clara und Robert Schumann
Daß das »Frauenzimmer-Werk« in der Originalfassung Karriere machte, während die drei Kompositionen des Ehemanns der Bearbeitung bedurften, um sich halbwegs zu etablieren, mag Balsam sein für jede zu kurz gekommene weibliche Seele. Dennoch steht Clara Wieck-Schumann quantitativ klar ihrem komponierenden Gatten Robert nach - sie hatte sich neben ihrer Karriere auch um ihre acht Kinder zu kümmern.
Das Abegg Trio hat mit seiner neuen CD den reizvollen Versuch gewagt, das Komponistenehepaar durch Instrumentaltrios musikalisch zu charakterisieren; es konterkariert damit das noch immer gängige Vorurteil von Claras auch qualitativem Hintanstehen. Sämtliche Stücke Roberts sind durch weitere Komponistenhände gegangen: Die Impromptus op.5 hat der Gewandhausgeiger Friedrich Hermann arrangiert, sie wurden 1871 veröffentlicht; die Violinsonate op.105 erschien 1870 in der Klaviertrio-Fassung des Schumann-Forschers Friedrich Gustav Jansen, und die »Gesänge der Frühe« klingen in der Bearbeitung von Armin Knab aus dem Jahre 1915. Dennoch: Die reichen Klangfarbenkostüme kaschieren nicht das Herb-Hölzerne, die strenge Verzahnung von Melodiefloskeln, das Gehetzt-Belanglose und die bisweilen prätentiöse Schwermut der Stücke. Man kann nachempfinden, weshalb sie im Original kein Erfolg wurden.
Wie ganz anders klingt Claras Werk: weniger furios-streitsam, dafür feinsinnig poetisch parlierend, mit entrückenden Kantilenen und fein ausgeloteten lyrischen Stimmungen. Ihr Scherzo wird getragen von einem pulsierenden Gleichmaß, die sehr weiche, weibliche Melodie im Andante wirkt tragisch und erlösend zugleich.
Birgitta vom Lehn

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