Dvorák: Klaviertrios
Antonin Dvorák |
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Rezensionen
Classics today (USA) 2000
Interpretation 10 / Klang 10, Referenzaufnahme
The
ABEGG Trio is a terrific group, and its recordings for Tacet have been
almost uniformly outstanding. This Dvorák CD is no exception. They play
with scrupulous attention to detail, excellent balances, gorgeous tone,
and most importantly (for the »Dumky« Trio particularly), a welcome
lightness of texture and enlivening sense of rhythm. The problem with
the »Dumky« is one of differentiation: its six movements can take on a
monotonous sameness if the players fail to make the most of the
contrasts within each. Fortunately, the Abegg Trio seems to be aware of
this pitfall - while adopting swift tempos overall, the ensemble leaves
plenty of margin not only between quick and slow tempos within a
movement, but also between them. Thus, the first movement and finale’s
Lento maestoso isn’t the same as the second movement’s Poco adagio, or
the third movement’s Andante. The Trio in B-flat, Dvorák’s first, is
one of his most successful early chamber works, full of good tunes
effectively scored for the three players. Once again the ABEGGs turn in
performances that are second to none. They’re particularly effective in
the second movement’s Adagio molto e mesto (sad), which has a tender
poignancy that never becomes maudlin. Sonics are, as always with Tacet,
state of the art.
David Hurwitz
Scala
Mai 2000
Unter den vier erhaltenen
Klaviertrios Dvoráks – zwei hat er vernichtet – ist das
dritte in f-Moll von 1883 das ehrgeizigste und strukturell
bedeutendste. Seine Dramatik, sein dichter, an Brahms orientierter
Klaviersatz, seine lapidare Thematik geben dem Stück
symphonisches Gewicht. Die drei Abeggs treffen den leidenschaftlichen
Zug des Werkes, seine überredende Ausdruckshaftigkeit mit jener
Verve, die sie dem früheren, gewiss weniger bedeutenden Stück
in g-Moll ein wenig schuldig bleiben. Dass die Streicher gegenüber
der pianistischen Vollgriffigkeit gelegentlich ins Hintertreffen
geraten, ist wohl kaum vermeidbar. Eine sehr überzeugende,
packende Leistung.
Alfred Beaujean
Audio Oktober
2000
Fast meditative Züge
nimmt der langsame Satz des dritten Klaviertrios bei den Abeggs an.
Die Musiker beweisen mit der abschließenden CD ihres
Dvoráks-Zyklus, dass in diesen Trios mehr steckt als nur
slawisches Musikantentum. Ganz seltsam klingen plötzlich die an
Debussy erinnernden Akkord-Ostinati des Klaviers. Dvoráks
Flucht aus der Folklore-Falle, wie der Covertext sehr schön
formuliert, gelingt hier wirklich – dank der durchdacht
disziplinierten Interpretation der Hannoveraner.
Matthias Wendt
Neue Zeitschrift für Musik
Antonin
Dvorák wird gern als »böhmischer Erzmusikant« bezeichnet und das mit
einem leicht despektierlichen Unterton. Man lobt den nationalen Ton von
Dvoráks Musik und spricht ihr doch in gleichem Atemzug ihrer
vermeintlichen Naivität halber, die kompositorische Qualität und die
Fähigkeit zur »Tiefe« des Ausdrucks. In der vorliegenden CD-Einspielung
mit dem Abegg Trio wird der Komponist Dvorák endlich nach Gebühr ernst
genommen. Das spezifische Idiom Dvoráks verführt das Abegg Trio
nirgends zu vordergründigem »Böhmakeln«. In der Interpretation des B-
Dur-Klaviertrios op.21 meint man eine Synthese aus Beethovens
männlichem Ernst, Schumanns Schwung und Schuberts lyrischem Kreisen und
harmonischem Schweifen zu vernehmen. Nur im »Allegretto scherzando« mit
seinem Polkaton darf nationales Kolorit deutlicher zum Tragen kommen.
Noch faszinierender gelingt dem Abegg Trio die Einspielung des
allbekannten Dumky-Trios. Ulrich Beetz (Violine), Birgit Erichson
(Cello) und Gerrit Zitterbart (Klavier) nehmen sich anfangs sogar noch
mehr Freiheiten als die Partitur ohnehin gestattet. Fast überfallartig
wirkt ihr Werkeinstieg, bevor sie in fahlem Verdämmern die Musik ins
vorgeschriebene Lento maestoso einmünden lassen. Von gemütlichem
Mittelmaß nichts zu spüren; die Ausdruckbereiche des Schnell-Tanzhaften
und des Langsam-Balladesken werden auch in der Folge stark polarisiert.
Die Musiker des Abegg Trios lassen sich Zeit für die Stellen kahler
Ereignislosigkeit und stehender Klänge in Dvoráks Partitur, sie finden
zu einer wunderbaren Erzählhaltung, deren Tempi sich je nach Gang der
Handlung dramatisch zuspitzen können, um dann wieder in eine gelassene
Ruhe einzumünden.
Die Mozarteinspielungen des Abegg Trios sind von
der Fachkritik als »Referenzaufnahmen« bezeichnet worden. Gleiches kann
man für die interpretatorische Leistung auf der vorliegenden Dvorák-CD
sagen, der hoffentlich eine ebenso hochrangige Aufnahme der beiden
anderen Dvorák-Klaviertrios folgen wird.
Gerhard Dietel
Classics today (USA) 2000
Interpretation 10 / Klang 10, Referenzaufnahme
It
seems that Dvorák’s four piano trios are finally coming into their own
on disc, and it’s about time. The F minor Trio Op.65 in particular gets
my vote as the finest work in the medium since Beethoven, and the two
early ones count among Dvorak’s most successful youthful productions.
This second volume in the ABEGG Trio’s complete survey stands as one of
the most lovely chamber music recordings that I have ever heard. The
magnificent F minor Trio simply glows. The playing is so well balanced
and so rhapsodically free, but at the same time finely detailed.
Cellist Birgit Erichson phrases the first movement’s second subject
with gorgeous, lyrical abandon, and the development section’s
passionate climaxes have all the necessary intensity at no sacrifice of
tonal beauty. Even more impressive: the players consistently maintain
buoyant, aerated textures without compromising rhythmic precision. This
pays huge dividends in the central movements, permitting the scherzo’s
cross-rhythms and the Poco Adagio’s heartfelt simplicity of phrasing to
emerge with effortless clarity. The early trio in G minor offers the
same felicitous combination of virtues as the larger work, and Tacet’s
sonics are marvelous. These performances are very different from the
Suk Trio’s earthier, more heavily inflected performances (for Supraphon
and Denon), but no less valid, and in fact represent a major
contribution to our understanding of these endlessly inventive pieces.
A magnificent achievement.
David Hurwitz
Bayerischer Rundfunk: CD-Tip Klassik 10/2000
Das
Abegg Trio hat in der internationalen Kammermusikszene nicht nur einen
ausgezeichneten Ruf, es hat auch ein Markenzeichen: die Titelbilder zu
vielen seiner CDs stammen von Horst Janssen, dem 1995 verstorbenen
Hamburger Zeichner und Grafiker mit dem so charakteristischen Strich.
Das Cover auf den beiden neuen CDs mit Antonín Dvoráks Klaviertrios
schmückt eine Zeichnung Janssens mit dem Titel »Bonjour Annette« - eine
gläserne Vase mit weit aufgeblühten Annemonen, daneben ein Tintenfaß.
Ein Sinnbild für Kreativität und Kunst und damit ein Sinnbild auch für
das 1976 gegründete Abegg Trio (das sich übrigens nach den
Abegg-Variationen op.1 von Robert Schumann benannt hat). Wobei - das
zeigen auch diese Dvorák-Aufnahmen - Kreativität bei den Abeggs mehr
mit stilsicherer Sorgfalt unterfüttert ist als mit spontaner
musikantischer Spiellust. Das Dvorák-Klischee vom Komponisten, bei dem
die »böhmische Seele«, oder was man landläufig dafür hält, greifbar
ist, wird von diesem Trio nicht unbedingt bedient. Der Tiefe des
Ausdrucks tut das keinerlei Abbruch - und daß Ulrich Beetz, Violine,
Birgit Erichson, Violoncello und Gerrit Zitterbart, Klavier, ein
Kammermusik-Ensemble der A-Klasse sind, stellen sie auch hier erneut
unter Beweis. Schubert läßt grüßen und Brahms stand Pate bei den
Klaviertrios Antonin Dvoráks, die zu den schönsten Werken dieser
Kammermusikgattung im ausgehenden 19. Jahrhundert gehören.
Stimmungsintensiv wie sie sind, spielt bei ihrer Interpretation gerade
auch der Klang der Instrumente eine große Rolle. Auch in dieser
Hinsicht kann das Abegg Trio einen Pluspunkt verbuchen. Ulrich Beetz
und Birgit Erichson spielen auf alten Instrumenten: die Trios op.21 und
op.90 auf Instrumenten aus dem 19. Jahrhundert; für die Trios op.26 und
op.65 auf der CD Nummer 2 fiel ihre Wahl auf eine Geige Guamerius del
Gesù, Cremona 1741, und ein Cello Matteo Goffriller, Venedig 1720. Und
die grundsätzliche Entscheidung für einen Bösendorferflügel, der sich
dem satten Streicherklang am besten anpaßt, geht auch diesmal auf:
sinnliche Kraft, fein austariert.
Jürgen Seeger