Schubert

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Franz Schubert
Sämtliche Klaviertrios CD I
- Klaviertrio B-Dur op.99
- Notturno Es-Dur

 
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Franz Schubert
Sämtliche Klaviertrios CD II
- Sonate B-Dur
- Klaviertrio Es-Dur op.100 (Urfassung u. gekürzte Version)

 

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Rezensionen

Fanfare (USA) 2000
»… isn’t actually a set per se, for the discs are available separately and bear numbers that are not sequential. Still, it is hard to imagine collectors purchasing one of them without promptly going after the other.
Thanks to Tacet’s series of reissues, the Abegg Trio, still very much a force in European music (although the group has not toured the US for some time), is rapidly becoming a personal favorite. Part of the reason for this is the overall high quality of the performances. The use of a Bösendorfer Imperial piano doesn’t hurt matters a bit. And the engineering is outstanding, too. The ensemble playing of violinist Ulrich Beetz, cellist Birgit Erichson, and pianist Gerrit Zitterbart is of the highest order, and the interpretations strike me as rock-solid. Their two CDs encompass all of Schubert’s surviving music for piano trio, and a bit more too, for they perform the finale of the Second Trio as it was published in 1828 plus the full, uncut original version. It’s nice to have the former in such a nice reading, but it is hardly unknown, and chances are good that most listeners will opt for the complete version... The four works presented by the Abegg Trio easily rank among the best modern-instrument performances on record that I have heard - and that covers a great deal of territory …«
John W. Lambert

Bayerischer Rundfunk Phonokritik 16. März 1996
Es zeugt nicht nur von Intelligenz, sondern auch von Verantwortungsbewußtsein und Selbstkritik, wenn ein Ensemble fast 20 Jahre lang wartet, ehe es ein Standardwerk seines Repertoires für die Schallplatte aufnimmt. Die Rede ist vom Abegg Trio, das trotz seines Weltruhms und trotz einer umfangreichen Diskographie bis 1994 wartete, ehe es das erste Klaviertrio B-dur D.898 von Schubert für EMI Classics einspielte. Die Reife des 1976 gegründeten Ensembles spiegelt sich in eben dieser Zurückhaltung, und dem Wissen um die Schwierigkeiten einer gelungenen, inspirierten Schubert-Wiedergabe. Der Schein der schönen Welt hat bei Schubert nun einmal noch immer doppelten Boden und verlangt von den Interpreten das Hinterfragen der Musik, das Ausloten der Partitur, das Bewußtmachen der inneren Brüche.
Daran mangelt es in Schuberts Musik nicht - was die Skrupel der Interpreten hinreichend erklärt. Das Abegg Trio soll auch nach der vorliegenden Produktion noch nicht mit sich zufrieden gewesen sein - doch zu Unrecht, wie ich meine. Das hohe instrumentale Niveau und die Organik des Musizierens von Ulrich Beetz, Violine, Birgit Erichson, Violoncello, und Gerrit Zitterbart, Klavier, sind, wie immer, selbstverständliche Voraussetzungen einer Wiedergabe, die jeden Satz als Individualität begreift und realisiert. So kommt das eröffnende Allegro maestoso wahrhaft majestätisch, doch niemals undifferenziert oberflächlich; der zweite Satz, die Mitte des Werkes, ist ein lyrisches Andante, das man sich vielleicht noch intensiver vorstellen kann, dessen dynamische und klangfarbliche Differenzierungen es hier aber zum sprechenden Gegensatz des Eingangsallegro machen.
Fast delikat, dabei lebendig und ausgefeilt gibt sich das Scherzo, ehe das wiegende Rondo-Finale einen nicht minder delikaten, fein geschliffenen Schlußpunkt setzt. Natürlich muß das Abegg Trio gegen große Schallplatten-Konkurrenz anspielen, aber Poesie, Harmonie und Tiefe seines Schubert-Verständnisses wiegen schwer, schwerer jedenfalls als so mancher illustre Name, den man bei EMI Classics in London den Abeggs offensichtlich vorzieht. Wäre es anders, hätte man dort den Vertrag mit dem Abegg Trio kaum auslaufen lassen. Verstehe das, wer kann.
Ekkehard Kroher

Süddeutsche Zeitung SZ am Wochenende Dezember 1995
Plattentips von SZ-Kritikern: Prof. Joachim Kaiser
Meine Platte des Jahres: Abegg Trio mit Werken Franz Schubert


FonoForum April 1996
Klangbild: Samtig, ausgewogen, rund, transparent.
Fertigung: Einwandfrei.
Mit Weichzeichner.
Man will es kaum glauben: zwanzig Jahre lang spielen der Pianist Gerrit Zitterbart, der Geiger Ulrich Beetz und die Cellistin Birgit Erichson nun schon zusammen - und der Name Abegg Trio ist längst zum Markenzeichen für höchste Ansprüche und beste Qualität geworden. Zu Recht: auch diese Schubert-CD bestätigt den ausgezeichneten Ruf, den sich das Ensemble seit seiner ersten Einspielung 1982 erworben hat. Das Zusammenspiel ist von einer Homogenität, die kaum zu überbieten ist. Jedes Detail scheint interpretatorisch und agogisch bis ins letzte abgestimmt und ausgeformt; da ist offenbar über die Jahre eine selten anzutreffende Einmütigkeit zwischen drei Musikerindividuen gewachsen. Und sie spielen Schubert mit überzeugender Selbstverständlichkeit.
Selten passen Einführungstext und Interpretation so gut zusammen wie bei dieser Neuproduktion. In seinem ausgesprochen anregenden Essay mokiert sich Jan Reichow über die modische Manie der heutigen Zeit, »noch jeden Dreiertakt Schuberts als Tanz auf hauchdünner Eisdecke und jede Modulation in die Unterterz als Abgrund von Todesahnung zu deuten«, und verweist auf das Glück, die Melodienseligkeit, ja Schönheit, die Schuberts Musik doch auch beinhalte. Und so spüren die Abegg-Musiker vor allem der Poesie in Schuberts Werken nach. Schon das Hauptthema des B-Dur-Trios verströmt Innigkeit und Sehnsucht, die sofort das Gefühl von »Romantik« wecken. Was aber absolut nicht heißt, die Interpretationen der Abeggs seien sentimental oder gar kitschig. Im Gegenteil: die Musiker gehen äußerst sensibel, behutsam und filigran zu Werke - es sind die feinen Nuancen, die hier die Musik machen. Geisterhaft-fahl huschen etwa die absteigenden Terztremoli im Rondo vorbei. Und traumhaft schön gelingt das Notturno - triumphal brechen dann die E-Dur und C-Dur-Lichtströme herein.
Wenn mich diese Aufnahme dennoch nicht restlos begeistert, so hat das ausschließlich mit Geschmacksfragen zu tun - die Perfektion des Ensembles steht außer Zweifel. Begünstigt durch das samtige, wattierte Klangbild, fehlt mir denn doch das von Reichow bespöttelte »Höllenfeuer« beim Schubert des Abegg Trios. Trotz durchaus vorhandener dramatischer Aufschwünge ist ein weicher Grundduktus vorherrschend. Und das wirkt auf Dauer eine Spur zu eindimensional, ätherisch, ja: steril.
Fridemann Leipold

Stereo Juli 1999
Großer dramatischer Atem
Virtuos, temperamentvoll, diszipliniert so hört sich Schuberts zweites Klaviertrio an - ein Kronschatz der kammermusikalischen Trio-Literatur. Und weil die Abeggs als international gewichtige Instanz ihren Text so genau nehmen, strahlt Franz Schubert in ganzer Größe. Nicht als biedermeierlich angehauchte Komponistennatur, sondern als Dramatiker, der spüren läßt, daß trotz scheinbarer Unbeschwertheit die Welt für ihn ohne rechte Hoffnung bleibt. So entsteht ein romantisches Stimmungsbild, in dem die Interpreten die kontrastierenden melodischen Elemente klar herausarbeiten. Aufschlußreich auch die beiden Fassungen für den Finalsatz: Dank des dramatischen Atems des Abegg Trios wird die Überlänge der ungekürzten Version (ca. 19 min.) hier kaum empfunden.
Egon Bezold

Stereoplay August 1999
CD-Tip: Die Audiophile
Interpretation: 10, Klang. 10, Repertoire: 8
Fassungsprobleme gibt es nicht erst bei Bruckner. Sie tauchen schon in Schuberts vielgespieltem Es-Dur-Klaviertrio auf, was wenig bekannt ist. Der Komponist übersandte seinem Verleger das Manuskript mit der Forderung, im Finale von ihm bezeichnete Kürzungen vorzunehmen. Sie betrafen nicht nur die nun fortfallende Wiederholung der Exposition, sondern auch Teile der Durchführung, sodaß der Satz statt der ursprünglich fast 20 Minuten Spieldauer nunmehr nur 14 Minuten beansprucht. Gestrichen wurde unter anderem ein zweites Auftauchen des Themenzitats aus dem Andante, eine Stelle, um die es wegen der reizvollen Verschränkung unterschiedlicher rhythmischer Gruppen schade ist. Daß dieses Andante-Thema einem schwedischen Lied entstammt, das Schubert 1827 kennenlernte, hat die Musikwissenschaft erst vor einigen Jahren entdeckt. Das Abegg Trio stellt nunmehr die beiden Fassungen des Finale nebeneinander, der Hörer hat also die Wahl. Sie fällt nicht leicht, steht doch der größeren formalen Balance der heute allgemein gespielten Endfassung die ausgreifende Kühnheit des Tonartenplans der Urfassung gegenüber. Das Besondere der Einspielung liegt jedoch nicht nur in der Hörbarmachung des Finale-Problems, auch die Wiedergabe hat ihre Meriten. Die beiden altitalienischen Instrumente fügen sich dem Klang des Bösendorfer sehr schön an. Musiziert wird ungemein subtil und dynamisch fast überdifferenziert (Scherzando), was gelegentlich die Gefahr des Geschmäcklerischen heraufruft - andererseits aber den bedrohlich schwankenden Boden, auf dem der späte Schubert steht, suggestiv spürbar macht. Eine Parallele also zu der ähnlich gelagerten Wiedergabe des G-Dur-Quartetts durch die Hagens.
Alfred Beaujean

Fonoforum Dezember 1999
Schubert für kluge Köpfe
Beinahe sechs Minuten, zweimal 50 Takte und eine Expositionswiederholung, gingen der Musikwelt verloren, als sich Franz Schubert entschloß, den himmlischen Längen seines Es-Dur-Klaviertrios D 929 zu Leibe zu rücken, dessen Finalsatz nachhaltig zu kürzen. Verloren ging dabei auch etwas vom Sinn des Satzaufbaus, der u. a. die schwedischen Volksliedzitate aus dem köstlichen Andante in ein ausgeklügeltes System von Tonartenbezügen integrierte. Warum der Komponist diese Errungenschaft preisgab, ist nicht klar. Möglicherweise beugte er sich Freundesrat, denn allzu ungewöhnlich erschien 1827/28 ein Kammermusiksatz von fast 20 Minuten Länge. Das Abegg Trio hat sich nun für Tacet unter den bewährten Bedingungen (vgl. FF 10/99, S. 40ff.) der Urfassung angenommen und die gewohnte Version als zusätzlichen Track angefügt. Der Vergleich ist ebenso interessant wie die Interpretation profiliert. Einmal mehr überzeugen Ulrich Beetz, Birgit Erichson und Gerrit Zitterbart durch ihr (ur)textgenaues, transparentes und oft bewußt trocken akzentuiertes Spiel. Das große Es-Dur-Trio klingt bei ihnen so »handelnd, männlich, dramatisch« wie Robert Schumann es einst im Vergleich zum »leidend, weiblich, lyrischen« B-Dur-Trio beschrieb.
Christian Strehk

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