Maurice Ravel, Claude Debussy: Klaviertrios
Claude Debussy Preis der deutschen Schallplattenkritik |
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Rezensionen
HifiVision Oktober 1988
Musik sehr gut, Klang gut
Auch
mit dieser Aufnahme verteidigt das Abegg Trio seinen Rang in der
Oberklasse der weltbesten Trios. Derartiger Klang-Zauber fordert
allerdings auch jede Menge Mut zum Risiko einer waghalsigen
Interpretation: Diese explosionsartigen Emotions-Entladungen und
zartesten Pianissimo-Wirkungen finden buchstäblich am Rande des
klanglichen Nichts statt. Daß die drei Musiker diese schwere Aufgabe so
locker meistern, liegt vor allem in ihrer nahezu perfekten Abstimmung
untereinander. Und wenn Ravels Trio letztlich mehr Wirkung hinterläßt
als Debussys Jugendwerk - dann liegt das sicher nicht an ihrem Spiel.
Stereoplay Oktober 1988
Interpretation: 9 Klangqualität: 9-10 Repertoirewert: 8
Neben
dem Parnassus-Trio (stereoplay 11/87) innerhalb kurzer Zeit das zweite
deutsche Ensemble mit diesen Werken. Die Palme gebührt ziemlich
eindeutig den Abeggs ob ihrer höchst intensiven, klangsinnlichen und
von einheitlich wogender Phrasierung gekennzeichneten Musizierweise.
Vierteljahresliste 4/88 des Preises der deutschen Schallplattenkritik.
Frankfurter Allgemeine Zeitung August 1988
Nur scheinbar kühl
Die
Streichquartette Maurice Ravels und Claude Debussys nennt man als die
großen impressionistischen Repräsentanten dieser Gattung meist in einem
Atemzug. Bei den Klaviertrios ist dies nicht der Fall, was auch daran
liegt, daß das Debussysche Klaviertrio, ein seit seiner Entstehung
verschollenes Jugendwerk, erst 1979 wieder zum Vorschein kam und 1986
vom Münchener Henle-Verlag erstmals veröffentlicht wurde. Debussy
komponierte das Stück wahrscheinlich während eines Aufenthalts in
Fiesole bei Florenz, wo er im Sommer 1880 als privater Klavierlehrer
der Kinder der musikliebenden Tschaikowsky-Mäzenin Nadjeschka von Meck
tätig war. Im Hause der wohlhabenden Russin musizierte auch ein
Klaviertrio mit Debussy selbst am Klavier, so lag es für den in der
Ausbildung am Pariser Conservatoire stehenden Komponisten nahe, sein
erstes Instrumentalwerk für diese Besetzung zu schreiben.
Die
Aufnahme dieses »Premier Trio en Sol« betitelten Werks mit dem Abegg
Trio (Ulrich Beetz, Violine, Birgit Erichson, Violoncello, und Gerrit
Zitterbart, Klavier) ist die erste vom Verleger autorisierte
Einspielung. Freilich merkt man dem Stück das Jugendwerk und die
Einflüsse an, denen Debussy zur Zeit der Komposition ausgesetzt war;
besonders der von Debussy verehrte Robert Schumann spielte hier eine
gewichtige Rolle. Trotz unbestrittener Reize weist die Komposition -
verglichen mit der Meisterschaft späterer Werke - gelegentlich doch
recht schulmäßige Züge auf.
Doch ändert dies nichts an der Qualität
der technisch souveränen, klangsensiblen Abegg-Wiedergabe. Wunderschöne
Kantilenen und nahtloses Mit- und Ineinander bestimmen das Spiel der
Musiker. Das gilt ebenso für die Einspielung des Klaviertrios von Ravel
auf der gleichen Schallplatte; beeindruckend realisiert das Ensemble
hier die für den Komponisten so typische distinguierte, geschliffene
Eleganz, jene nur scheinbare Kühle, die besonders dann nicht kaltläßt,
wenn Interpreten vom künstlerischen Rang und dem Temperament des Abegg
Trios am Werk sind.
FonoForum Oktober 1988
»Stern für herausragende Interpretation«
Ausgereifte Ensembleleistung.
Klangbild Ausgeglichener Vollklang mit deutlichen Konturen; gut ausgelotete Dynamik.
Fertigung: Einwandfrei.
Die
immer wieder praktizierte Kopplung der beiden Streichquartette von
Debussy und Ravel könnte bei den Klaviertrios beider Komponisten ebenso
stattfinden, seitdem das Jugendwerk von Debussy 1985 der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden konnte. Inzwischen ist diese jüngste
Einspielung des Werkes die dritte im derzeitigen Angebot. Es bleibe
dahingestellt, ob es sich bei ihr um die »zum ersten Mal vom Verleger
(!) autorisierte Einspielung auf Tonträger« handelt. Hätte es im
Begleitheft zu dieser CD statt Tonträger Schallplatte geheißen, so wäre
dieser Hinweis kaum in Zweifel zu ziehen. Es sollte aber nicht
vergessen werden, daß das Stuttgarter Klaviertrio das Werk bei der
öffentlichen Premiere in München und sodann - vorzüglich - für den
Süddeutschen Rundfunk gespielt hat - allerdings gibt es davon keine
Schallplatte. Mit diesem kleinen Hinweis sollen keinerlei Abstriche an
dem künstlerischen und technischen Format dieser Produktion des Abegg
Trios gemacht werden - im Gegenteil: Die Aufnahme beider Werke
(übrigens liegt das Trio von Ravel mit dem Abegg Trio auch im
Repertoire von harmonia mundi vor, freilich in anderer Kopplung)
erfüllen voll und ganz die hohen Erwartungen, die wir an dieses
musikalisch hervorragende Trio zu stellen gewohnt sind. Hier wird mit
großer Verve, äußerster Präzision und ausgeprägtem Klangempfinden
musiziert, wobei die Aufnahmetechniker die Instrumente optimal auf
einander abgestimmt haben. Diese partnerschaftliche Ausgewogenheit
führt dazu, daß das Ensemble als ganzes wie auch die einzelnen
Instrumente stets ihre Konturen behalten. Eine solche Ausgewogenheit
kann normalerweise mit einem einzigen Raum-Mikrophon (wie früher
üblich) kaum erreicht werden. Insgesamt: eine Kammermusikproduktion,
wie sie sein soll.