Brahms

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Johannes Brahms
Sämtliche Klaviertrios CD I
- Klaviertrio H-Dur op.8 (Frühfassung 1854)
- Klaviertrio C-Dur op.87

 
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Johannes Brahms
Sämtliche Klaviertrios CD II
- Klaviertrio H-Dur op.8(Neufassung 1891)
- Klaviertrio c-Moll op.101

 

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Johannes Brahms
Sämtliche Klaviertrios CD III

Historische Instrumente
- Horntrio Es-Dur op. 40 (mit Stephan Katte, Naturhorn)
- Klaviertrio G-Dur op.36 nach dem Sextett, Bearbeitung von Kirchner

 

Johannes Brahms
Sämtliche Klaviertrios CD IV

Historische Instrumente
- Klarinettentrio a-Moll op. 114 (mit Martin Spangenberg, Klarinette)
- Klaviertrio A-Dur op.posth

 

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Rezensionen

Klassik heute“ Januar 2008
Diese Einspielung der Klaviertrios op. 114 (mit Klarinette) und A-Dur op.posth. ist in vieler Hinsicht mehr als nur die hochwertige Reproduktion von überlieferten Kostbarkeiten aus dem offiziellen und halboffiziellen Nachlass eines bedeutenden Komponisten. Zuerst darf man dem Abegg Trio mit Ulrich Beetz, Birgit Erichson und Gerrit Zitterbart gratulieren, seit nun 30 Jahren in unveränderter Besetzung zusammen gespielt, zusammen gehalten zu haben. 2006 feierte das Kammermusikensemble dieses seltene Bestandsjubiläum – und man muss schon an Allianzen wie das Quartetto italiano, das Beaux Arts Trio oder das Trio di Trieste denken, um ähnlich „haltbare“ Zusammenkünfte von – wie man weiß – nicht unbedingt pflegeleichten Charakteren namhaft zu machen. Glückwunsch von dieser Stelle aus!
Ein zweiter Punkt, der diese Edition interessant gestaltet – und über den Durchschnitt der besetzungstechnisch standardisierten Brahms-Publikationen hinaushebt – ist die Wahl der Instrumente. Gesucht, geforscht wurde (ähnlich wie bei der Aufnahme des Horntrios und der Sextettbearbeitung) nach geeigneten, aufführungspraktisch verbürgten Instrumenten aus der Entstehungszeit der Werke. Unterstützt von Gert Hecher, konnten zwei Flügel aus der Wiener Werkstatt Johann Baptist Streicher aus den Jahren 1851 und 1876 verwendet werden. Zwei Instrumente mit Wiener Mechanik, mit Leder auf den Hammerköpfen. Brahms selber besaß einen Streicher-Flügel, dürfte also bei der kompositorischen Arbeit von den Klangeigenschaften beeinflusst gewesen sein.
Die Streichinstrumente stammen von Lupot (1821) und Castagnieri (1747), die Klarinette ist die Kopie eines von Mühlfeld – dem „Hausklarinettisten“ Brahms’ – verwendeten Instruments. Wie Gerrit Zitterbart im Begleittext abschließend ausführt, handelt es sich um eine Ottensteiner nachgebaute Klarinette, die „eine andere Klappenmechanik und andere Klangeigenschaften als spätere Klarinettensysteme hat.“
Beste, hervorragende Voraussetzungen also für Interpretationen mit hohem, farbigem Duft- und Aromagehalt. Virtuos im Sinne von verantwortungsvoller Belebtheit, wachsam im wechselseitigen Fordern und Gewähren, im Dialogischen wie im vorübergehend Solistischen, so wie es die internen Vitalgeschichten der beiden Werke im Kraftvollen wie im Elegischen nahe legen (Werke, die am Anfang und am Ende von Brahms’ Kammermusikbemühens stehen!).
Peter Cossé

Fono Forum Januar 2008
Erfüllt
Während die meisten Aufnahmen von Brahms' Klaviertrios sich mit zwei CI)s begnügen, betreibt das Abegg Trio seine Edition mit aller philologischen Genauigkeit und berücksichtigt auf der nun vorliegenden vierten Folge sowohl die zweite Fassung des Klarinettetrios op. 114 als auch die posthum erschienene Version des A-Dur-Trios. Die drei Abeggler, verstärkt um den Klarinettisten Martin Spangenberg, gehen gleichermaßen entschlossen wie poetisch zu Werke. So entsteht der Eindruck eines in Details ausgewogenen, im Ganzen erfüllt-romantischen Musizierens. Das Klangbild beim Klaviertrio lässt die Instrumente, trotz guter Balance untereinander, ein wenig zu weit weg erscheinen. So entsteht der Eindruck von großem Konzertsaal. Ungleich präsenter klingt Opus 114.
Christoph Vratz

Fono Forum September 2006
15 Jahre ist es her, seit sich das Abegg-Trio auf Tonträger letztmalig mit Johannes Brahms beschäftigt hat. Nun ist, quasi als später Nachtrag, eine Aufnahme mit dem Horntrio op. 40 und dem G-Dur-Sextett op. 36 in der Trio-Bearbeitung von Theodor Kirchner erschienen. Alle Musiker spielen auf historischen Instrumenten, Stephan Katte auf einem ventillosen Naturhorn, dem Nachbau eines Instruments von ca. 1800, Beetz auf einer Lupot-Violine von 1821 und Erichson auf einem Castagnieri-Cello von ca. 1847, beide mit Darmsaiten. Zitterbart hat einen Johann-Baptist-Streicher-Flügel von 1864 zur Verfügung   eine authentische Wahl, denn Brahms selbst hatte 1868 von Streicher einen Flügel für seine Wiener Wohnung geschenkt bekommen. Die ersten drei Sätze des Horntrios klingen vergleichsweise vorsichtig, zurückhaltend, vornehm. Vor allem das Scherzo lässt etwas von jenem energisch-kompromisslosen Zugriff vermissen, der die früheren Brahms-Aufnahmen ausgezeichnet hat. Gleichzeitig dominiert das vitale, perfekte Zusammenspiel. Das Finale gerät schließlich zum fulminanten Höhepunkt. Auch das Sextett klingt zutiefst romantisch: geheimnisvoll, lyrisch, stellenweise wild, nie rührend, nie belehrend. Eine gelungene Gabe zum 30. Geburtstag.
Christoph Vratz

Klassik heute März 2006
Künstlerische Qualität 10,
Klangqualität 9,
Gesamteindruck 10
Finster schaut das skizzierte Konterfei von Johannes Brahms auf dem CD-Cover den Betrachter an, und die abermals nüchterne Aufmachung der Tacet-Produktion suggeriert zunächst schwere Kost. In der dritten Folge von Brahms’ Klaviertrios mit dem Abegg Trio stehen op. 40 (Waldhorn) und die Sextett-Bearbeitung op. 36 auf dem Programm.
Dass bei Brahms selbst die Kammermusik keine beschauliche Abend-Unterhaltung ist, sondern die höchsten ästhetischen Maßstäbe der Orchestermusik in sich aufnimmt, ist bekannt. Der klanglich intime Rahmen umfasst zwar weder komplexe Instrumentations-Kunst noch virtuose Effekte, dafür tiefgründige Melodik und eine aussagekräftige Themenverarbeitung von beispiellos geringem Aufwand. Seit der ersten Brahms-Biographie begleiten die Trios die Frage nach ihrem eigentlichen programmatischen Sinn, da man selbst Brahms nicht nur „tönend bewegte Formen“ als Inhalt der Musik abnehmen wollte. Im gelungenen Einführungstext spielt der Autor jedenfalls auf eine unglückliche Liebe an. Wie dem auch sei, das Abegg Trio geht die Sache nicht unbedingt distanziert, aber nüchtern an. Es gibt keine schmachtenden Glissandi oder Portamenti, sondern wohlkalkulierte Ausbrüche und Akzente und eine Musikalität, die sich – scheinbar – aus dem Antrieb speist, erst einmal alles richtig zu spielen. Dass das der dennoch tief empfundenen, wunderbar tiefgehenden Musik von Brahms nicht unbedingt schadet, liegt an dem auch ohne Übertreibungen völlig offenliegenden Ausdruck der Werke selbst. Dennoch wird jede Wendung ernst genommen, kein Leitton wird verschluckt und die für Brahms so typischen rhythmischen Verschiebungen nicht verwässert. Die intime Wirkung des Ganzen beruht maßgeblich auf der „historischen“ Aufführungsweise. Dem Ventilhorn wurde das „schmutzigere“ (Harnoncourt im Begleittext) Waldhorn vorgezogen, die Streichinstrumente stammen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und der Hammerflügel sorgt schließlich für den typisch zarten, fast resonanzlosen Klang in der Begleitung.
Letztlich ist an dieser Produktion alles auf die unanfechtbare Meisterschaft von Brahms ausgerichtet, künstlerisch und editorisch. Der Autor des in Gehalt und Vielschichtigkeit hervorragenden Einführungstextes – Jan Reichow – nutzt die ihm gegebenen neun Seiten und führt hintergründig und ansprechend den von Liebesleid geprägten jungen Komponisten und die davon beeinflussten Trios zusammen. Wer zu Brahms’ wegweisender Kammermusik bislang (noch) keinen Zugang gefunden hat, sollte spätestens jetzt die Sinfonien und das Deutsche Requiem einmal kurz beiseite legen – mit dieser Aufnahme könnte die Überraschung nicht größer sein.
Tobias Gebauer

Hannoversche Allgemeine Zeitung März 2006
Trauer und Licht
Mit der dritten Folge seiner Brahms Einspielungen ist das Abegg Trio bei zwei Besonderheiten angekommen. Es legt nun das als Horntrio bekannte Opus 40 und die vom Brahms Freund Theodor Kirchner arrangierte Trioversion des Streichsextetts G Dur op. 36 vor. Beide Werke sind zeitlich dicht beieinander in Lichtental bei Baden-Baden entstanden und spiegeln Biografisches. Der im dunklen es-Moll tönende langsame Satz des Horntrios, dessen langsame Tempobezeichnung von Brahms ausdrücklich mit dem seltenen Zusatz "mesto" (traurig) versehen wird, reflektiert die Trauer des Komponisten über den Tod der Mutter. Im Streichsextett hingegen verarbeitet Brahms seine unerfüllte Liebe zu der Göttinger Professorentochter Agathe von Siebold. Er tut dies leicht verschlüsselt, indem er im Kopfsatz aus den Tönen a-g-a(t)-h-e eine melodische Figur formt. Das Abegg Trio fängt die romantische Atmosphäre vorzüglich ein. Es hat dafür historische Instrumente gewählt und begibt sich auf eine Wanderung in die Natur. Dem Komponisten nämlich schwebte bei seinem Horntrio ausdrücklich ein Waldhom vor, und Stephan Katte als Triogast bläst seine Partie auf einem ventillosen Naturhorn. Er vermeidet so den wuchtigen und die anderen Instrumente übertrumpfenden Klang des modernen Ventilhoms. Das Naturhom verbindet sich mühelos mit der zarten Violinstimme. Und weil Gerrit Zitterbart seinen Klavierpart auf einem Streicher-Flügel der Brahms Zeit musiziert, kommt es im Horntrio zu einer ganz außerordentlichen klanglichen Balance. Diese bleibt auch in der Trioversion des Sextetts erhalten. Es markiert eine ebenso anmutige wie hell leuchtende Gegenwelt.
Ludolf Baucke

Internetplatte11.de März 2006
Während das Balance-Problem von Mercury durch eine Aufstellung der Musiker umgangen wurde, die im Konzert niemals in Frage käme, löst das Abegg-Trio (Tacet 147CD) das Problem mit Hilfe der historisch informierten Musizierpraxis, oder anders: Wenn man's macht, wie Brahms es sich schon vorgestellt hat, treten die Probleme erst gar nicht auf. Der junge Hornist Stephan Katte spielt ein 2001 von Andreas Jungwirth gebautes, einem Graslitzer Instrument von 1800 nachempfundenes Horn, Ulrich Beetz hat seine Geige von Nicolas Lupot (Paris 1821) mit Darmsaiten ausgerüstet und Gerrit Zitterbart sitzt an einem Hammerflügel von Johann Baptist Streicher und Sohn aus dem Jahr 1864. Während ein modernes Ventilhorn, wie John Barrows es spielte, nach Konzertsaal klingt, klingt Stephan Kattes Horn – nach Wald! Leiser, zarter und würziger spielt es, und darum kann es mit der Violine und dem Klavier wunderbar gemeinsam klagen und sich freuen. Ob Brahms das gefallen hätte? - Bestimmt!

Crescendo April 2006
Johannes Brahms: Auf historischen Instrumenten hat das Abegg-Trio das Trio für Klavier, Violine und Waldhorn sowie das von Theodor Kirchner bearbeitete Trio für Klavier, Violine und Violoncello eingespielt. Klarer Klang und einfühlsame, stets treffende Interpretation kennzeichnen das Spiel. In die vielgelobte Homogenität des Abegg-Trios fügt sich Hornist Stephan Katte makellos ein.

Audio 4/1991
Die Klassik-CD des Monats
Genauso wie die Doppelkopf-Zeichnung von Horst Janssen auf dem Booklet-Cover bringen die Abeggs den jugendlich ungestümen und den altersweisen Brahms unter einen Hut. Die Interpretationen des Trios leben nach 15 Jahren Business von einer wohl einmalig homogenen Mischung aus blutvoller Spontaneität und klassisch-konzentriertem Ebenmaß. Kein harmlosgemütlicher Brahms erklingt da - die Tempi des später vom Autor gnadenlos um ein Drittel zusammengekürzten H-Dur-Trios op.8 ziehen wesentlich geraffter durch als auf der bisher zugänglichen Abegg-Einspielung und richten sich nach den originalen Metronom-Angaben der Erstfassung. Die Abeggs schaffen so noch mehr Innenspannung als die etwas klebrige und zum Verweilen neigende Aufnahme des Trio Fontenay (Teldec). Urvital, schroff das eine,terzenselig, süffig das andere Extrem: nichts für Puristen, die nur gemütlich zurücklehnen und »herrlich« stöhnen wollen. Jeder Takt packt, auch die großen kompositorischen Spannungsbögen stimmen. Dem Trio gelang eine stilistisch faszinierend treffsichere Kammermusik-Leistung in exzellenter Klangqualität.
Otto Paul Burkhardt

Audio Februar 1992
Mit der drolligerweise zuerst vorgestellten Folge II der Brahms-Trios erspielten die Abeggs schon eine Platte des Monats (AUDIO 4/1991). An den Opera 8 (erste, ungestüme Version) und 87 machen Gerrit Zitterbart (Klavier), Ulrich Beetz (Violine) und Birgit Erichson (Cello) keinerlei Abstriche. Hart an den Metronom-Vorgaben, ohne unnötige Schleifer, mit gehörigem Mut zum harschen Kontrast und wohlausgewogener Stimmenbalance musizieren die drei Kammermusik auf höchstem Niveau. Die exzellente Tontechnik hält mit.

HifiVision Juni 1991
Musik: sehr gut, Klang: sehr gut
Wenn es ein Werk gibt, das wie eine Klammer das ganze Leben von Johannes Brahms zusammenhält, dann sein erstes Klaviertrio: Mit 20 Jahren hat er es als Opus 8 geschrieben und es mit 56, wenige Jahre vor seinem Tod, überarbeitet. »So wüst wird es nicht mehr sein wie früher«, schrieb er seinerzeit an Clara Schumann, »ob aber besser?« Schön und gut ist es auf jeden Fall, Brahms romantisch und schwelgerisch, Brahms at his best. Die drei vom Abegg Trio spielen es prononciert und stürmisch, wüst auch, wo es sein muß, und verklärt, wo es sein darf. Meinen Lieblingspart aber spielt Birgit Erichson auf dem Cello. Sie verleiht der Musik die Wärme und Tiefe, die das Hörerlebnis dieser Platte ausmacht.
Wolfgang Lechner

 

FonoForum 1/92
Brahms’ op.8 original!
Kreisler jun. contra Brahms sen. - so könnte man die beiden CDs gegeneinander ausspielen. Jedenfalls was das Opus 8 anbelangt. Zweimal nämlich hat sich Brahms mit seinem ersten Klaviertrio beschäftigt: 1854, als er es zu Papier brachte (nach den ersten Klavier- und Liedkompositionen op.1 bis 7 nun das erste Kammermusikwerk), und 1889, als er es nochmals vornahm und grundlegend revidierte (dieser Revision, der letzten Beschäftigung mit einem Kammermusikwerk, folgten anschließend noch die späten Klavierstücke op.116 bis 119 sowie die »Vier letzten Gesänge«). Auffallend, wie sich die verschiedenen Kreise - Klaviermusik, Kammermusik- und Liedschaffen - je einzeln schließen oder wie, nach der Formulierung von Brahms, sich »die, Schlange in den Schwanz beißt«.
Mit Kreisler jun. hat Brahms die erste Fassung des op.8 signiert, Bezug nehmend auf jenen Kreisler, den Schumann in seiner »Kreisleriana« verewigen sollte. Ein rauschhaft ausufernder, da und dort überschwappender musikalischer Fluß, der alles mitzureißen scheint respektive dem der Komponist zunächst keine Form zu geben vermochte. Deshalb auch das Bedürfnis nach Revision, nach Zähmung des jugendlich-ungestümen Erstlings. Beide Fassungen haben ihre Berechtigung und haben, wichtiger noch, auch ihren ganz spezifischen musikalischen Reiz. Zumal in den hervorragend ausgezirkelten Interpretationen des Abegg Trios, welches sich nicht voreilig einem tradierten Brahms-Bild (Brahms mit Bart, alt geworden schon in Jugendjahren) verschreibt, sondern das »Kreislerische« Drängen und Ungestüm voll in seine Interpretation einbezieht. Ein Sonderlob an Jan Reichow: für die beiden hochinteressanten (und inhaltlich gut formulierten) Textheft-Beiträge.
Werner Pfister

Fanfare (USA) 1999
With some other chamber-music discs reviewed in Fanfare 22:6, the German label Tacet drew some warm recommendation from my colleague James H. North for its recorded sound. A similar enthusiasm is certainly called for here: One of the first things that struck me about this pair of releases is the exemplary warmth, clarity, colour, and balance achieved ... by producers Andreas Spreer and Peter Laenger.
Striking another way is the curious fact that these recordings have apparently had to wait roughly a decade to be issued. At least, having been taped in 1989 and 1990, they appear now labeled with a 1999 p date, and I can find no trace of any earlier release. What makes this incomprehensible is the outstanding quality of the performances. They could easily have earned an emphatic recommendation at any intervening time, and, even now, after the appearance of the Florestan Trio’s superb set on Hyperion …, they are good enough to complicate the matter of choice substantially …
Bernard Jacobson

Die Bunte 20. Mai 1998
Auch Brahms war mal jung.
Joachim Kaiser über Brahms, Tristesse und ein trotzdem fröhliches Meisterwerk
Johannes Brahms: Klaviertrio H-Dur op.8

Falls der ewig düstere und nachdenkliche, manchmal sogar extrem depressive Johannes Brahms auch mal fröhlich war, so berichteten seine Wiener Verehrer liebevoll spöttisch, dann habe er »Das Grab ist meine Freude« voller Inbrunst und mit lauter Stimme gesungen. Und der hochmusikalische Kabarettist Heinz Erhardt antwortete auf die Frage, was für eine Musik man spielen solle, mit trocken-doofem Tonfall: »einen flotten Brahms«. Was wirklich ein guter Witz war, denn kein Adjektiv paßt schlechter zur vergrübelt fatalistischen Brahmsschen Kunst als dieses saudumme »flott« ... Ja, der blonde Johannes (1833-1897) aus Hamburgs Gängeviertel in der Altstadt gilt als großer, aber herber Komponist: mehr Moll - als Dur. Doch auch Johannes Brahms ist einmal jung gewesen und sogar sehr glücklich. Bereit, die Welt mit strömenden Melodien zu beschenken. In keinem seiner Werke tut er das derart rückhaltlos, mit so ausgebreiteten Armen - wie im H-Dur-Trio op.8, das er im Januar 1855 komponierte, erst knappe einundzwanzig Jahre jung.
Innig beginnt er das Hauptthema des Kopfsatzes. Zuerst das Klavier. Dann tritt das Cello schwärmerisch hinzu. Und schließlich bereichert die Geige emphatisch. Eine faszinierende harmonische Rückung von H-Dur nach cis-Moll hält den unendlichen Bogen keineswegs auf, der erst nach gut 50 erhaben-melodischen Takten im Fortissimo kulminiert. Was für ein Anfang! Und es dauert noch einige Zeit, bis ein lakonisches Moll-Seitenthema sich einstellt ... Witziger, beschwingter als das Scherzo - Schrammel-Musik aus dem Wiener Prater, wie Gott (oder eben nur Johannes Brahms) sie träumt, kann so leicht kein Tanzsatz sein. Der innige Hymnus des Adagios drückt die strenge Reinheit einer jungen Seele aus. Dann aber wird die Musik seltsam schwermütig. Kein Jugendschmerz, fühlt man, sondern im Gegenteil herbe, leise Alters-Melancholie. Ein wenig traurig, sehr zärtlich und voller Gefühl. (Und man fühlt richtig: 35 Jahre später hat Johannes Brahms nämlich die Buntheiten der Ur-Fassung korrigiert - und solche Bitterkeiten meisterhaft hineingefügt.)
Erst das Finale konfrontiert dann wieder mit dem grimmigen, finster-entschlossenen Brahms-Sound, wie man ihn gewohnt ist. Es beginnt gehetzt und bedrückt und findet dann schließlich zu glänzender Entschlossenheit - im gleichfalls später eingefügten zweiten Thema. So verbindet das Klaviertrio in H-Dur op.8 unabgenützte und genialische Jugendinspiration mit der souveränen Formkraft des alten Meisters.
Und man bekommt große Lust auf die weiteren durchwegs klangfrohen, zuweilen in Klang schwelgenden Klavierwerke, geschrieben in Brahms’ verschiedenen Lebensabschnitten.
Die fesselndsten Interpretationen
Arthur Rubinstein hat zwei Aufnahmen des Brahmsschen Opus 8 vorgelegt: Die frühere spielte er mit Jascha Heifetz und Feuermann ein - die spätere, schönere mit dem Geiger Henryk Szeryng und dem Cellisten Pierre Fournier. Klang die erste Aufnahme doch ein wenig oberflächlich virtuos, mehr »amerikanisch« als germanisch-brahmsisch, so bot der über 80jährige Rubinstein beim zweiten Mal machtvoll souveränes Brahms-Spiel.
Edwin Fischer nahm sich in Proben vor, den Kopfsatz nicht zu lyrisch aufzufassen, sondern als schwungvolles Allegro. Doch im Konzert oder bei Aufnahmen spielte er das lyrische Wunder durchaus lyrisch. Pianist Fischer, der Geiger Schneiderhan und der Cellist Mainardi waren nicht brillant. Aber wenn es darauf ankam, etwa während der später eingefügten Traurigkeiten des Adagios - dann schienen sie ganz allein auf der Welt zu sein.
1976 fanden sich der prägnant und eindringlich spielende Pianist Gerrit Zitterbart, die temperamentvoll musizierende Cellistin Birgit Erichson und der trefflich solide Geiger Ulrich Beetz zum Abegg Trio zusammen. Diese Künstler machen nicht Ad-hoc-Kammermusik, sondern meistern seit Jahrzehnten die gesamte Klaviertrio-Literatur. In ihrer Einspielung des Opus 8 spürt man Passion, Genauigkeit, Erfahrung und Liebe.
Wenn Sie das Brahms-Trio op.8 in H-Dur Lieben …
Wer dafür schwärmt, bewundert auch jene späte, verknappte Gestalt die Brahms 1889 herstellte - und in der er Kritik übt an der Überlänge seines Frühwerks. Es lohnt sehr, sich auch für die erste Fassung (1855) zu interessieren, wie sie das Abegg Trio bietet: Die zitiert emphatisch Beethoven und Schubert, baut ein Fugato ein, hat herrliche Überleitungen und ist nicht weniger liebenswert als die spätere, vollkommenere, jedoch keineswegs bessere Fassung!

Frankfurter Allgemeine Zeitung Dienstag, 24. März 1992
Alte Jugend, jugendliches Alter
In seiner Zeichnung für das Textheft läßt Horst Janssen die Gesichtszüge des jungen und des alten Brahms vexierbildartig ineinandergleiten und grenzt sie doch scharf voneinander ab. Zumindest für die beiden Fassungen des Klaviertrios H-Dur trifft dieses Bild die Wirklichkeit: Der romantische Freisinn, mit dem »Johannes Kreisler junior« 1854 die Erstfassung seines Opus 8 schwungvoll durchwirkt, ist schon von der satztechnischen Strenge späterer Jahre eingefangen, und in der Umarbeitung von 1889 versetzt sich der vollbärtige Liebhaber dauerhafter Traditionswerte erstaunlich zwanglos zurück in die ausgelassenen Tonfälle seiner Jugend, in deren Geist ihm zum Finale sogar noch ein beschwingtes neues Thema einfällt.
Trotz dieser Übereinstimmung über fünfunddreißig Jahre hinweg hat Brahms recht mit seiner Behauptung, das Werk im Alter »noch einmal geschrieben« zu haben: Die Straffung, von der er lediglich das Scherzo fast ausnahm, kappte das Werk nicht nur um ein Viertel der ursprünglichen Länge, sondern griff tief in die Struktur ein. Besonders für das heftig »gekämmte« Finale mag man dies bedauern: die Erstfassung hätte auf den Konzertpodien mehr Beachtung verdient. Diesen Wunsch erfüllt das Abegg Trio mit seiner Einspielung sämtlicher Brahms-Klaviertrios: Die Wiedergaben beider Fassungen von op.8 klingen so enthusiastisch klanggestisch, glutvoll und risikoreich, als seien Konzert-Aufführungen mitgeschnitten worden. Für die frische Emphase dürften die relativ raschen Tempi nach originalen Metronomangaben des Komponisten mitverantwortlich sein. Neben dem bedeutenden Ausdrucksspielraum besticht ein wacher Formsinn, der die Konzentrationsarbeit des alten Brahms gegenüber dem assoziativeren Geschehenlassen im Jugendwerk nachvollziehbar werden läßt. Die gleiche durchwärmte, plastisch durchmodellierende Souveränität läßt das 1976 gegründete Ensemble - Ulrich Beetz (Violine), Birgit Erichson (Violoncello), Gerrit Zitterbart (Klavier) - den Trios C-Dur op.87 und c-Moll op.101 angedeihen.
Ellen Kohlhaas

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